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MAGNUS REMY KUNSTPREIS 2007: LAUDATIO


Für den im Jahre 2007 zum 12. Male verliehenen Magnus Remy Kunstpreis wählte die Fachjury der 19. Ausstellung „Schwäbische Künstler in Irsee“ mit überwältigender Mehrheit Herrn Oliver Köhl aus Kempten zum Preisträger. Grundlage der Wahl ist das dreidimensionale Objekt „Blue spirit“. Der durch die Meckatzer Löwenbräu als Sponsor mit 3.000,- Euro dotierte Kunstpreis wird am Samstag, den 26. Mai 2007, im Rahmen der Ausstellungseröffnung an den persönlich anwesenden Künstler übergeben.

Herr Oliver Köhl wurde 1961 in Friedberg/Hessen geboren. Nach seinem Abitur in derselben Stadt machte er eine Ausbildung zum Steinbildhauer in Frankfurt am Main. Nach der Ausbildung ging er an die renommierte private Alanus-Hochschule in Alfter bei Bonn zum Studium der Bildhauerei, das er mit dem Diplom abschloss. Seit 1984 beteiligte er sich ununterbrochen an verschiedensten Ausstellungen. In letzter Zeit sind auch Einzelausstellungen seinem Werk gewidmet. Auszeichnungen und Ankäufe im öffentlichen Raum kamen hinzu. Seit 1993 lebt der Künstler in Kempten und ist zu einem Wahl-Allgäuer geworden. Seine Künstlerkarriere konnte er hier ungebrochen fortsetzen unter anderem auch durch vier Beteiligungen an der Ausstellung in Irsee.

Der Künstler Oliver Köhl blickt bereits auf einen beachtlichen Reifeprozess als Bildhauer zurück. Verschiedene Materialien hat er bearbeitet, wobei eine eindeutige Vorliebe für die Holzskulptur festzustellen ist. Das der Juryentscheidung zugrunde gelegene Objekt bedient sich ebenfalls des Holzes als Material. Unter Material ist hier zunächst einmal ganz prosaisch ein industrielles Abfallprodukt zu verstehen. Der Künstler hat sich bei einem Produzenten von Furnieren und Verschalungen einen größeren Posten Holzlatten in der Form von vier Meter Ware mit geringen Fehlern beim Zuschnitt gesichert. Die langsam wachsende sibirische Lärche wurde hier also nicht als ökologisch wertvoller Grundstoff sondern als Massen-Verbrauchsgut erfasst.

Aus diesem Material, das im vorliegenden Fall in viele kurze Latten gleicher Größe und Länge geschnitten wurde, entsteht nun durch eine einfache Vernagelung und sparsame Verschraubung von Teilabschnitten eine plastische Großform, die man mit einer Schnecke, einer Spirale oder auch einer sich überschlagenden, rollenden Welle vergleichen kann. Die vielen einheitlichen Grundelemente ergeben eine dynamische schwebende Einheitsform. Aber nicht nur die Spannung zwischen den vielen Einzelnen und dem großen Ganzen besteht, es kommt hinzu die Spannung zwischen der rechteckigen, geraden Latte als dem Grundelement und der runden Form des Gesamtobjektes. An diesen runden Formen entsteht das Phänomen der „doppelt gebogenen Fläche“, wie sie uns bei vielen organischen Formen aber auch in Landschaften ständig begegnet. Es ist das beweglich Fließende dieser Flächen, das dem Auge schmeichelt und wohltut.

Hinzu kommt die in der Innenfläche der Spirale auf die unbehandelten Holzlatten aufgetragene blaue Farbe, die sich in das nur zu erahnende Innere der Spirale verliert oder wie aus verborgener Quelle heraus zu strömen scheint. Rollt der geistige Strom sich in sich zusammen oder entfaltet er sich gerade nach Außen? Dieser Schwebezustand gibt zusammen mit dem Titel „Blue spirit“ der gesamten Form ihre Spannung zwischen Materie und Geist im Medium des seit der Romantik geheimnisvoll aufgeladenen Blau.

Dr. Rainer Jehl, Direktor der Schwaben Akademie Irsee



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